Jesko Raffin muss auf Brünn-GP verzichten


Der 24-jährige Zürcher Moto2 WM-Pilot rätselt immer noch über seinen gesundheitlichen Zustand, nachdem er bereits am vorletzten Sonntag in Jerez wegen Kreislaufproblemen nicht am Rennen teilnehmen konnte.

Für Jesko Raffin steht die Saison 2020 offenbar unter keinem guten Stern. Zuerst musste die Meisterschaft nach dem Auftaktrennen vor fünf Monaten in Katar unterbrochen werden. In der langen Pause bis zum Neustart vor zweieinhalb Wochen in Südspanien hat der ehrgeizige Rennfahrer alles unternommen, um den aussergewöhnlichen Belastungen wegen der zu erwartenden hochsommerlichen Hitze dort zu bestehen. Doch beim dritten Saisonrennen am vorletzten Wochenende erlitt Raffin einen Zusammenbruch und musste daher am Renntag seine weitere Teilnahme am Gran Premio de Andalucía zurückziehen. Seit seiner Rückkehr in die Schweiz liess der Zürcher einige medizinische Tests machen, um die Ursachen zu ergründen. Nach wie vor kämpft der durchtrainierte Sportler aber mit Erschöpfungssyndromen. Ein Start beim Grand Prix in Brünn an diesem Wochenende wäre daher unverantwortlich gewesen.

#2 Jesko RAFFIN (NTS RW Racing GP, NTS):

“Die gemachten Tests hinsichtlich des Blutbildes und Leistungs-EKG verliefen alle gut. Die Ergebnisse waren wie sie bei einem jungen Sportler sein sollen. Das ist einerseits erfreulich. Auf der anderen Seite weiss ich aber immer noch nicht, was mit meinem Körper los ist, wieso ich in Jerez zusammengebrochen und nach wie vor völlig erschöpft bin, sobald ich mich ein wenig anstrenge. Daher konnte ich in den vergangenen eineinhalb Wochen kaum bis gar nicht trainieren. Ich fühle mich komplett ausgelaugt und brauche deutlich mehr Schlaf als ich gewohnt bin. Ich spüre, dass irgendetwas nicht stimmt. Sobald ich nur ein paar Stockwerke normal hochlaufe, komme ich so stark ins Atmen, sowie mein Puls ungewöhnlich höher ist, als es eigentlich sein sollte. Es fühlt sich alles viel anstrengender an. Ich will es nicht als Atemnot bezeichnen, aber das Befinden ist ganz komisch. Und das nicht einmal bei hohen Belastungen.”

“Daher werde ich in dieser Woche noch einen Lungen-Check machen lassen, ob die Sauerstoffaufnahme oder der Sauerstofftransport in irgendeiner Weise beeinträchtigt ist. Jedenfalls hat mich mein Arzt aufgrund dieser Ungewissheit für das nächste Rennen für unfit erklärt. Ich muss also schweren Herzens auf Brünn verzichtet. Auf der anderen Seite muss ich aber vernünftig sein und einsehen, dass es zu gefährlich gewesen wäre. Die Atmung hat neben der Leistungsfähigkeit auch mit dem Kreislauf zu tun. Bei Sauerstoffmangel kann es ebenso sehr schnell zu einem Blackout kommen. Daher ist das Risiko zu hoch. Bei einem Bruch oder einer anderen Verletzung weiss man ziemlich genau über die Sache Bescheid, es sind schnell Lösungen parat. Man kann also bis zu einem gewissen Grad ein Risiko berechnen. Aber in meinen Fall wissen wir wirklich noch nicht, was die Ursache für meinen momentanen Gesundheitszustand ist. Ich würde nicht nur mich selbst gefährden, sondern auch andere. Daher mussten wir diese Entscheidung treffen, oder besser gesagt, ich muss die Situation, so wie sie ist, akzeptieren.”

“Da ich nun nicht nach Brünn gehe, gewinne ich eine Woche, um weitere Tests machen zu lassen, damit wir endlich die Ursachen des Problems finden. Es tut mir natürlich extrem leid für mien Team, sowie auch für mein gesamtes Umfeld, dass ich trotz der Pause noch nicht einsatzfähig bin. Die gesamte Situation ist aber auch für mich persönlich ziemlich beschissen und schwer zu verstehen. Ich habe für den Neustart der Saison extrem viel und hart trainiert, um für Jerez bestmöglich vorbereitet zu sein. Und dann schlittere ich in so ein Schlamassel. Hoffentlich kann ich bald über erfreulichere News berichten. Vorerst muss ich aber geduldig bleiben und alle notwendigen Schritte oder Anweisung der Ärzte befolgen.”

Fotoquelle: © [2020] NTS RW Racing GP