Nach erstem Vorsaison-Test volle Konzentration auf Katar


Jesko Raffin musste im Verlauf der ersten offiziellen Testfahrten in der neuen Saison im spanischen Jerez einige Rückschläge verkraften.

Der 23-jährige Zürcher Jesko Raffin, der in diesem Jahr mit dem niederländischen Team NTS RW Racing GP die Moto2™ Weltmeisterschaft bestreitet, nahm seine Saisonvorbereitungen auf der Rennstrecke sehr euphorisch in Angriff. Die dreitägigen Testfahrten in dieser Woche auf der Rennstrecke von Jerez de la Frontera in Südspanien begannen auch sehr vielversprechend. Doch zwei Stürze am zweiten Tag warfen Raffin und seine Crew weit zurück. Anschliessend tat sich der ehrgeizige Rennfahrer aber schwer, sein Vertrauen für die japanische Rennmaschine wieder zu finden.

Vor dem WM-Auftakt in zwei Wochen beim Grand Prix of Qatar findet nächstes Wochenende ein zweiter offizieller Test auf dem Losail Circuit statt.

#2 Jesko RAFFIN (NTS RW Racing GP, NTS), P26 – 1´42.137 (143 Runden insgesamt):

“Rückblickend ist unser erster Test leider nicht so verlaufen, wie ich es mir ursprünglich erwartet hatte. Es passierten ein paar Sachen, die eigentlich sehr untypisch für mich sind. Zwei Stürze an einem Tag, wie am Donnerstag, passen gar nicht zu meinem Stil. Ausserdem waren es ziemlich Rückschläge, nachdem es zunächst gar nicht so schlecht begonnen hatte. Nach unserer langen Winterpause war es am Mittwoch ein super Gefühl wieder auf meiner Rennmaschine zu sitzen und sich gleich mit der gesamten Konkurrenz zu messen. Es brauchte allerdings ein paar Runden, um erstens den Rost loszuwerden und dann wieder ein Gefühl für das Bike aufzubauen. Die NTS Moto2 ist ein ganz anderes Motorrad als die 1000er Kawasaki, mit der ich in den vergangenen Monaten viel trainiert habe. Am Ende war es allemal ein positiver Auftakt für uns, obwohl wir mit dem neuen Material von Null begonnen haben. Es war sozusagen unser erstes Rollout, während viele andere zuvor schon einen privaten Test hatten. Wir konnten aber das geplante Programm für diesen Tag durcharbeiten.”

“Am zweiten Tag wollten wir die neuen Reifen probieren, die Dunlop für diese Saison bringt. Dieses Vorhaben ist aber wegen eines frühen Sturzes in der ersten Session ruiniert worden. Es war ein ziemlich heftiger Abflug in Kurve sieben, als ich beim Einlenken die Front verloren habe. Im Kiesbett hat es mich mehrmals überschlagen und ich bin dann in den Air-Fence gelandet. Obwohl man dort sehr schnell unterwegs ist, war ich ok. Die Session war allerdings vorbei für mich. Meine Mechaniker haben aber ein super Job erledigt und das Bike rechtzeitig bis zur nächsten Session wieder startklar gemacht. In dieser galt es das Gefühl und Vertrauen wieder zu finden. Dabei bin ich aber noch einmal gestürzt. In der zweiten Kurve habe ich wieder die Front verloren. Es passierte an einer langsamen Stelle, aber urplötzlich ist das Vorderrad eingeklappt. Leider bin ich irgendwie dumm gefallen und habe mir den Nacken ein wenig verrenkt. Es war aber nichts Schlimmes. Da sich der aber Motor nicht mehr starten liess, war diese Session ebenfalls vorzeitig gelaufen. Wir wollten eigentlich nochmals rausgehen, damit ich mich in Ruhe wieder sammeln und für den letzten Turn des Tages vorbereiten kann. Daraus wurde aber nichts.”

“Ich wollte aber am Donnerstagabend auf keinen Fall nur mit zwei Stürzen ins Bett gehen. Daher haben wir in der letzten Session des Tages versucht, eine ordentliche Anzahl Runden zu fahren, um am nächsten Tag nicht wieder von vorne beginnen zu müssen. Das haben wir auch geschafft, aber ich fühlte mich kraftlos und mein Körper war steif. Jeder Muskel war ziemlich verspannt. Bis Freitagmorgen konnte ich mich leider nicht wie erhofft erholen. Es ist mir nicht gelungen, die zwei Stürze easy wegzustecken. Ich war nicht nur körperlich, sondern auch mental ein bisschen angeschlagen. Daher fiel es mir schwer, ein Vertrauen wieder zu finden. Es war trotzdem wichtig viele Runden zu fahren und Kilometer zu sammeln und einen weiteren Sturz zu vermeiden. Allmählich konnte ich auch wieder ein Gefühl aufbauen. Am Ende des Tages war aber unser Rückstand zu gross, dort gehören wir nicht hin.”

“Ich denke, wir dürfen diesen Test nicht überbewerten. Wir müssen nun versuchen, um bis Katar alles zu resetten und mit klarem Kopf dort nochmals von vorne zu beginnen. Bis zur Abreise muss ich mich auch optimal erholen und die paar Blessuren richtig auskurieren. Ich merke einfach, dass nach diesen Crashs die Power nicht da ist, wie es sein soll. In einer Woche werden wir aber wieder zu unserer Stärke zurückfinden. Da bin ich mir 100 Prozent sicher. Ich möchte trotzdem der gesamten Mannschaft für ihre harte Arbeit danken. Die Arbeit ist immer die Gleiche, ob man schnell ist oder nicht. Ausserdem habe ich für zusätzlichen Stress gesorgt, was mir auch leidtut. Daher einen riesengrossen Dank an alle. Ich freue mich jetzt auf ein freies Wochenende und noch ein paar weitere Tage, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Ich freue mich aber auch schon auf Katar. Die Strecke dort gefällt mir gut, sowie es wegen des ungewöhnlichen Zeitplans immer ein cooler Event ist dort zu fahren.”

#JerezTest – Kombinierte Zeitenliste nach drei Tagen:
1 Thomas LÜTHI / SWI / LIQUI MOLY Intact GP / KALEX / 1´40.326 (Tag drei, Session acht)
2 Marco BEZECCHI / ITA / SKY Racing Team VR46 / KALEX / 1´40.448 +0.122 (Tag zwei, Session fünf)
3 Nicolo BULEGA / ITA / Federal Oil Gresini Moto2 / KALEX / 1´40.661 +0.335 (Tag drei, Session sieben)
26 #2 Jesko RAFFIN / SWI / NTS RW Racing GP / NTS / 1´42.137 +1.811 (Tag drei, Session sieben)

Fotoquelle: © [2020] NTS RW Racing GP